Beim Jubiläumskonzert in der Stadthalle gehen die Akteure ein Wagnis ein und gewinnen

Ein musikalisches Schwergewicht beim Jubiläumskonzert der Sing- und Musikschule Gersthofen war das Singspiel, das eindrucksvoll das Leben von Wolfgang Amadeus Mozart beleuchtete. Fotos: Siegfried P. Rupprecht

Stehender Beifall für außergewöhnliche Aufführungen ist die Sing- und Musikschule gewohnt in Gersthofen. Beim Jubiläumskonzert in der ausverkauften Stadthalle fiel diese Begeisterungskundgebung allerdings nochmals eine Nuance höher aus. Auslöser war vor allem der zweite Teil der Veranstaltung. Dort ließen die Akteure das Leben von Wolfgang Amadeus Mozarts eindrucksvoll mit großartigen Gesangspartien, darstellerischen Leistungen und einer faszinierenden Ausstattung Revue passieren.

Überhaupt war das Konzert zum 50. Jubiläum der Musikschule und zum 70-jährigen Bestehen des Trägervereins Gersthofer Spatzen ein spannungsreiches Erlebnis. Gleich zum Auftakt des von Armin Gaurieder souverän moderierten Programms zeigten die jungen Talente der Musikalischen Früherziehung, der Franziskusschule, der Musik-erleben- und Ballettgruppe sowie die Violinchen und der Kinderchor – unterstützt vom Seniorenensemble – ihr vielseitiges Können.

Bei Titeln wie „Ein Land aus Schokolade“, „Pippi Langstrumpf“ und „Brüderchen komm“ demonstrierten sie musikalische und tänzerische Vielfalt. Vor allem das Ballett bestätigte mit liebevoll einstudierten Choreografien von Angelika und Dariusz Szwarc, weshalb es zu den Aushängeschildern der Musikschule zählt. Das Nachwuchsorchester Sunny Mood unter der Leitung von Gerhard Schuster servierte mit viel Drive den White-Stripes-Titel „Saven Nation Army“. Popularität erlangte der Song insbesondere durch europäische Fußballfans, die die Melodie mit eigenen Texten versehen nachsingen.

Leisere Töne schlug das Gitarrenensemble unter dem Dirigat von Roland Jäger mit „Rock You“ und „Six Teens“ an. Was die Saitenmusikgruppe musikalisch alles auf die Beine stellen konnte, verdeutlichte sie mit „Asino“ und einer ungewohnten Version des Millionensellers „The Lion Sleeps Tonight“.

Als Kontrast zelebrierten die Big Band und der Erwachsenenchor mit dem von Randy Newman geschriebenen Titelsong für den Disney-Film „Toy Story“, „You’ve Got A Friend In Me“ Spannung, Inbrunst und Spielstärke auf hohem Niveau.

Max Joseph Kiendl (Mitte) wurde vom Vorsitzenden Armin Gaurieder (2.v.l.) und Musikschulleiter Robert Kraus mit dem Joseph-Anton-Vöst-Musikpreis ausgezeichnet.

Für Anspruch standen auch die Vokalgruppen Delicious und Cloudberries. Ersteres Trio vermittelte in dem Coldplay-Song „Fix You“ mit ausdrucksstarken Stimmen textlich die in einem Leben durchzustehenden Höhen und Tiefen. Die Cloudberries servierten mit „I’m Gonna Be 500 Miles“ einen vorwärtstreibenden Folksong mit melancholischer Grundstimmung, die von einem Eisenbahner handelte, der immer viel zu lange von zu Hause fort ist. Begleitet wurden die beiden charismatischen Lieder von einer wunderbaren Ballettchoreografie, die das Publikum mit viel Applaus honorierte, und einer stilsicheren Rockformation.

Im zweiten Durchgang sorgte das von der Musikschule wochenlang einstudierte Singspiel „Wolfgang Amadeus Mozarts Leben“ für begeisterten Zwischenapplaus, Bravo-Rufe und schließlich stehende Ovationen. Während Rainer Lechner die wichtigsten Stationen des genialen Komponisten erzählte, stellten diese Erwachsenchor, Ballett und Solisten mit viel Feingefühl, kraftvoller Mimik und eindringlichem Gesang in Szene.

 In diesem bunten Reigen erklangen unter dem engagierten Spiel des Musikschulorchesters und dem Dirigat von Stefanie Saule und Christian Schmerder unter anderem das „Mozartlied“, der „Schwabentanz“ und ein Medley aus der „Zauberflöte“. Die Akteure – alle aufwendig in Kostüme und Perücken gekleidet – verwandelten die Bühne einmal in einen Tanz- und Konzertsaal, dann wieder in einen bunt-schillernden Maskenball.

Dabei erweckten die Solisten Arien wie „Der Vogelfänger bin ich ja“ und „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ mit viel Herzblut zu neuem Leben. Abrundung fand die Inszenierung mit Falcos Kult-Hit „Rock Me Amadeus“. Das Singspiel war eine große Herausforderung. „Wir wagten uns an ein Metier, das eigentlich Profis vorbehalten ist“, so Musikschulleiter Robert Kraus. Für die Umsetzung wurde wochenlang geprobt, spezielle Arrangements geschrieben und unendlich viel Zeit in die Erstellung der Kostüme investiert.

So sah und hörte das Publikum eine ausdrucksstarke musikalische und darstellerische Studie über das Erwachsenwerden Mozarts. Definitiv anders als herkömmliche Aufführungen.