Das Akkordeonorchester der Sing- und Musikschule Gersthofen zeigte bei einem Kirchenkonzert eindrucksvoll, was musikalisch und klanglich in einer Quetschkommode alles drin steckt.

Klangerlebnis zur Fastenzeit: Das Orchester Gersthofer Musikschule unter der Leitung von Stefanie Saule zeigt, wie vielfältig und modern die Quetschkommode heutzutage ist

Von Siegfried P. Rupprecht

In der breiten Masse hat das Akkordeon ein ziemlich angestaubtes Image. Schmähworte wie Quetschkommode und Schifferklavier unterlegen dies. Dabei kann das Instrument weit mehr als nur Heurigenmusik, Tangos oder Shantys begleiten. Das bewies das Akkordeonorchester der Sing- und Musikschule Gersthofen unter der Leitung von Stefanie Saule in der Kirche Maria, Königin des Friedens mit einem vielseitigen und kurzweiligen Konzert zur Fastenzeit.

Das 18-köpfige Ensemble nahm das zahlreich erschienene Publikum mit auf eine Reise zu den eigenen Gedanken. Unter dem Motto „Auszeit“ wies der Klangkörper mit Musik und Texten auf den Zeitraum des Fastens und Betens vor Ostern hin. Dabei forderten im übertragenen Sinn sowohl die ausgewählten Musikstücke als auch Worte auf, bewusster zu leben und eigene Akzente zu setzen.

Das Orchester startete mit Johann Sebastian Bachs „Präludium in C-Dur“. Die Gleichförmigkeit des Musikstücks schien wenig Möglichkeit zur Dynamik zu geben. Und doch servierten die Musiker es leicht und zugleich bestimmend. Bachs besinnlichem „Air“ verliehen sie mit Elan und flächiger Melodieführung einen schwebenden Charakter. Ihre reiche Klangfülle stellten sie bei Gabriel Faurés „Pavane“ unter Beweis. Die Akkordeonspieler, verstärkt durch die Solisten Samuel Hadwiger (Alt-Saxofon) und Katharina Bretthauer (Klarinette), zeichneten souverän die melancholische Atmosphäre nach.

Emotional, nämlich berührend und kraftvoll, ging es weiter mit „Gabriellas Song“ von Stefan Nilsson aus dem schwedischen Kinofilm „Wie im Himmel“. Hier beeindruckte Valentina Weis am Keyboard. Akzentuiert mystisch dagegen die Stimmung in Tomaso Albinonis Komposition „Adagio in g-moll“. Während dem Orchester hier eine große suggestive Wirkung gelang, zeigte es bei Thomas Otts „Tango Appassionado“ auf reizvolle und technisch versierte Weise die Brechung der Melodiebögen, um sie dann wieder leidenschaftlich zusammenzusetzen. Voll und warm ging das Ensemble an den Robert-Prizeman-Hit „Ave Maria“ ran. Robert Kraus‘ Spiel auf dem Baritonhorn berührte Herz und Seele der Zuhörer.

Als Solisten überzeugten unter anderem Katharina Bretthauer (Klarinette) und Samuel Hadwiger (Alt-Saxofon).

Musiker mit kleinen Wunderkisten

Auch bei den letzten drei Titeln – „Forrest Gump“, „Choral And Rock-Out“ sowie Matyas Seibers „Air“ nach einem irischen Volkslied – verwandelten die Musiker ihre Instrumente in kleine Wunderkisten. Daraus entlockten sie traurige und verträumte, aber auch melodische, beschwingte und fast schon hymnische Klänge. Bezaubernd in diesem Zusammenhang das eingängige Keyboardspiel von Maxima Weis bei Alan Silvestris „Forrest Gump“.

Abrundung fand diese „Auszeit“ durch die von Franziska Zwerger vorgetragenen Texte. Darin forderte sie unter anderem auf, alte Gewohnheiten zu durchbrechen oder wie im Text vom „Großen Herr Ich“, den materiellen und emotionellen Egoismus abzulegen.

Viel Applaus zum Schluss war der verdiente Lohn nach eineinhalb Stunden Musik und Wortvorträgen auf hohem Niveau.